Die Bell Food Group beteiligt sich an Mosa Meat
Im Juli beteiligte sich die Bell Food Group am niederländischen Start-up Mosa Meat, dem weltweit führenden Unternehmen für kultiviertes Rindfleisch. In einigen Jahren könnte daraus eine Alternative für jene Konsumentinnen und Konsumenten entstehen, die aus ethischen Gründen ihren Fleischkonsum hinterfragen.
Was sich vor zehn Jahren noch kaum jemand vorstellen konnte, ist heute Realität: Mithilfe eines neu entwickelten Verfahrens ist es heute möglich, kultiviertes Fleisch herzustellen, ohne dass dafür ein Tier geschlachtet werden muss. Dabei werden einem Tier mittels einer Biopsie einige Zellen entnommen, die anschliessend im Labor zu Muskelfleisch heranwachsen. Der Wachstumsvorgang ist dabei grundsätzlich identisch zum normalen Muskelwachstum des Tieres, nur dass er bei kultiviertem Fleisch ausserhalb des Tieres im Labor stattfindet. Entsprechend unterscheidet sich kultiviertes Fleisch hinsichtlich Struktur und Inhaltszusammensetzung nicht von herkömmlichem Fleisch.
Führend in der Forschung und Herstellung von kultiviertem Rindfleisch ist das niederländische Start-up Mosa Meat. Die Bell Food Group hat im Juli 2018 bekannt gegeben, dass sie sich mit rund zwei Millionen Euro am aufstrebenden Unternehmen beteiligt. Für die Bell Food Group ist dies ein Investment mit Weitblick; dazu CFO Marco Tschanz: «Für uns ist kultiviertes Fleisch eine Alternative für jene Konsumenten, die ihren Fleischkonsum aus ethischen Gründen hinterfragen. Zudem ergibt sich dadurch die Möglichkeit, die steigende Nachfrage nach Fleisch auf nachhaltige Art und Weise zu decken.»
Mit dem Investment bei Mosa Meat sichert sich die Bell Food Group frühzeitig den Zugang zu einer interessanten alternativen Produktionsmethode für Fleisch. Zudem unterstützt die Bell Food Group die Entwicklungs- und Forschungsarbeiten mit ihrem Know-how als einer der führenden Fleischverarbeiter in Europa.
Kultiviertes Fleisch könnte künftig eine zusätzliche Alternative zur konventionellen Fleischproduktion darstellen. Die Voraussetzungen dafür sind jedenfalls durchaus vielversprechend. Professor Mark Post, Co-Gründer und Forschungsleiter von Mosa Meat, präsentierte bereits 2013 in London den weltweit ersten Burger aus kultiviertem Rindfleisch. Damals kostete die Herstellung rund USD 325 000.
Dank der Weiterentwicklung des Herstellungsverfahrens ist Mosa Meat von diesen preislichen Sphären mittlerweile schon ein ganzes Stück entfernt. Aber nach wie vor ist die Herstellung von kultiviertem Rindfleisch sehr aufwendig und teuer. Aus diesem Grund liegt der Fokus von Mosa Meat in den kommenden Jahren auf der Entwicklung eines Produktionsverfahrens, um kultiviertes Rindfleisch in grösseren Mengen und zu einem vernünftigen Preis herzustellen. Das Ziel ist es, bis ins Jahr 2021 Burger für rund CHF 10.– anbieten zu können.
Wie wird kultiviertes Fleisch hergestellt?
Im Unterschied zu konventionellem Fleisch entsteht kultiviertes Fleisch nicht durch Wachstum im Tier, sondern durch Gewebezüchtung im Labor. Dazu werden einem tierischen Muskel, beispielsweise vom Rind, mittels Biopsie unter Betäubung Stammzellen entnommen.
Für das Zellwachstum ist ein Bioreaktor verantwortlich, wie das auch bei der Herstellung von anderen Lebensmitteln wie Bier oder Käse der Fall ist. Darin vermehren sich die Zellen genau so, wie sie das auch im Tier machen würden. Aus einer kleinen Probe entstehen so Trillionen von Zellen. In einem nächsten Schritt entwickeln sich aus den Zellen Muskelzellen. Diese wachsen und bilden mit der Zeit Muskelstränge. Das Endprodukt ist unter dem Mikroskop nicht von herkömmlichem Rindshackfleisch zu unterscheiden. Aus der Probe eines einzigen Rindes lassen sich 800 Millionen Muskelstränge gewinnen – genug für die Herstellung von 80 000 Big Macs.