Fin Projects liefert Bio zum Anziehen
Mit ihrem Label Fin Projects produzieren Anna Vetsch, Nina Kunkel und Janine Wirth Taschen und Accessoires aus nachhaltig produziertem Bioleder. Der Rohstoff für die Lederproduktion stammt von Bell Schweiz in Oensingen.
Am Anfang stand eine Idee. Anna Vetsch dachte sich, es müsse doch möglich sein, biologisches Leder aus 100 Prozent nachhaltiger Produktion herzustellen. Schliesslich gibt es im Nahrungsmittelbereich und speziell in der Schweizer Fleischverarbeitung eine Vielzahl an Nachhaltigkeitslabels. Schnell stellte sich aber heraus: So einfach ist das gar nicht. Denn in der Lederproduktion spielte die Herkunft der Tierhäute bislang keine Rolle. Warum das so ist, kann Anna Vetsch auch nicht so richtig erklären: «Irgendwie hat sich bis jetzt einfach noch niemand wirklich darum gekümmert, den gesamten Herstellungsprozess von Leder nachhaltig zu gestalten.» Für die Nachhaltigkeitsmanagerin von Coop bedeutete dies, ganz von vorne anzufangen.
Vor zwei Jahren ging Anna Vetsch zusammen mit ihrer Mitstreiterin Nina Kunkel zur Centravo. Das Unternehmen verwertet alle Schlachtnebenprodukte, für die die Schweizer Fleischwirtschaft keine Verwendung hat. Dazu gehören auch die Tierhäute. Und bei der Centravo stiessen die beiden gleich auf offene Ohren. Für die Centravo bestand die Herausforderung nun darin, die richtigen Tierhäute zu finden. Denn obwohl die Häute aufgrund der Ohrmarke eindeutig rückverfolgbar waren, konnte im Unternehmen niemand sagen, von welchen Tieren diese stammen. Dazu brauchte es die Zusammenarbeit mit einem Schlachthof. Stefan Ochsner von der Centravo stellte den Kontakt zu Stefan Seiler, Leiter Tierproduktion bei Bell Schweiz, her. Und er sorgte dafür, dass Bell der Centravo mitteilte, welche Häute für die Lederproduktion geeignet sind. «Für unser Leder suchte ich den bestmöglichen Rohstoff und diesen haben wir schliesslich bei Bell gefunden», erklärt Anna Vetsch: Häute von Rindern aus biologischer Mutterkuhhaltung. Mehr Nachhaltigkeit geht in der Schweiz nicht.
Nun ging es für Anna Vetsch und Nina Kunkel darum, Abnehmer für das Leder zu finden. Das war allerdings schwieriger als gedacht. Aus diesem Grund haben die beiden kurzerhand beschlossen, das Bioleder selber zu verarbeiten. Sie holten die Designerin Janine Wirth mit ins Boot, und das Label Fin Projects war geboren.
In der ersten Kollektion von Fin Projects sind heute drei Taschenvariationen, ein Schlüsselanhänger sowie ein Trageriemen erhältlich. Im Moment noch ausschliesslich im Naturlook. Denn um eine möglichst nachhaltige Lederproduktion zu gewährleisten, wurde bei der Gerbung vorerst darauf verzichtet, das Leder einzufärben. «Bei der rein pflanzlichen Gerbung ist es nicht ganz einfach, das Leder so einzufärben, dass die Farben auch halten. Wir arbeiten zusammen mit unserem Gerber in der Toskana aber daran, dass wir bald auch gefärbtes Leder anbieten können», gibt sich Anna Vetsch zuversichtlich.
Dem Erfolg der Produkte hat die fehlende Farbe aber nicht geschadet, ganz im Gegenteil. Die erste Kollektion ist nahezu ausverkauft, und einzelne Teile wurden bereits nachproduziert. Zudem ist bereits eine neue Kollektion in Planung, und auch hier wird der Rohstoff wieder von Bell kommen. Für die Zukunft hat Anna Vetsch auch schon weitere Ideen im Kopf: «Wir würden aus unserem Leder gerne auch Schuhe und Möbel produzieren.» Und wenn es so weitergeht wie bisher stehen die Chancen gut, dass Fin Projects auch mit dieser Idee erfolgreich sein wird.