Abwärme von Bell heizt Zeller Schulhäuser

11.12.2024 Nachhaltigkeit & Innovation
In Zell realisierte Bell Schweiz ein Leuchtturmprojekt: Der Bell-Geflügelverarbeitungsbetrieb beheizt das Oberstufenzentrum der Luzerner Gemeinde neu mit Abwärme.

Rund 50 000 Liter Heizöl waren bis anhin nötig, um das Zeller Oberstufenschulhaus, die Doppelturnhalle und den Kindergarten zu beheizen. Neu sorgt ausschliesslich Abwärme aus dem nahen Geflügelverarbeitungsbetrieb von Bell Schweiz dafür, dass die Kinder und Jugendlichen im Winter warme Schulzimmer haben. Seit der Winter 2022/23 ist der innovative Wärmeverbund in Betrieb. Und das Projekt bewährt sich.

Wärme aus Kühlung

2021 hat Bell in Zell eine hochmoderne Hochdruckwärmepumpe mit 500 kWh Leistung in Betrieb genommen. Diese nutzt die Abwärme der Kühlanlagen und produziert bis zu 87 Grad heisses Wasser, das für den Schlachtprozess benötigt wird. Während des Produktionsprozesses ist Bell auf die gesamte Energieproduktion der Anlage angewiesen. Ist der Schlachtprozess jedoch beendet, braucht der Betrieb nur noch einen Bruchteil davon. Statt die überschüssige Wärme ungenutzt abzuführen, versorgt sie heute das Zeller Oberstufenzentrum mit Energie. Diese fliesst in Form von Warmwasser von der Heizzentrale der Bell über eine 210 Meter lange Fernleitung – mit Unterquerung des Baches Luther – zum 120 Kubikmeter-Tank, der neben dem Mehrzweckschulhaus steht. Dieser Warmwassertank reicht aus, um die beiden Schulhäuser, die Doppelturnhalle und den Kindergarten selbst an eiskalten Tagen mit genügend Wärme und Warmwasser zu versorgen.

Innovative Lösung

Bereits vor einigen Jahren plante Bell den Ersatz ihrer bestehenden Ölheizung, um ihren CO2-Ausstoss zu reduzieren. Fast gleichzeitig stand bei der Gemeinde Zell der Entscheid an, die Gebäude des Oberstufenzentrums energetisch zu sanieren und die 40-jährige Ölheizung zu ersetzen. Und die aargauischen Elektrizitätswerke AEW Energie AG bekundeten Interesse, in Zell als Contractor eines möglichen Wärmeverbunds einzusteigen. Bell, Gemeinde und Contractor setzten sich gemeinsam an einen Tisch und entwickelten die nun realisierte Lösung, bei der es «keine Verlierer, sondern nur Gewinner» gibt, wie es Stephan Wolf, Leiter Organisationseinheit Geflügel Bell Schweiz, ausdrückt. «Wir haben eine nachhaltige Heizungslösung, der Contractor ein Business und die Zeller Schülerinnen und Schüler im Winter angenehm warm.» Auch Gemeinderat Urs Lustenberger freut sich über die innovative Lösung: «Die erste Heizsaison 2022/23 haben wir erfolgreich gemeistert und dabei gesehen, dass das neue System einwandfrei funktioniert.» Rund 15 Prozent der von Bell produzierten Energie geht heute via Wärmeverbund an die Gemeinde Zell. Ein kleinerer Teil geht zudem an eine Baugenossenschaft mit drei Mehrfamilienhäusern, die ebenfalls am Netz angeschlossen sind.

200 000 Liter Heizöl eingespart

Rund 700 000 Franken investierte Bell Schweiz in die hochmoderne Hochdruckwärmepumpe mit 500 kWh Leistung als Ersatz der bestehenden Ölheizung. Mit diesem Projekt spart Bell jährlich rund 150 000 Liter Heizöl oder 400 Tonnen CO2 ein. Weitere rund 50 000 Liter Heizöl spart die Gemeinde Zell durch den Umstieg auf die nachhaltige Energieversorgung aus Abwärme ein. Sie investierte 175 000 Franken in das Projekt, insbesondere für die Verteilung und die neue Warmwasseraufbereitung. Rund 850 000 Franken liess sich die AEW Energie AG den Bau des neuen Wärmeverbunds in Zell kosten. Die Kosten der Beheizung des Oberstufenzentrums betragen jährlich rund 50 000 Franken.