Die Nacht zum Tag gemacht

Muharrem Kutbay
Wenn die Produktionsteams bei Eisberg in Dällikon Feierabend machen, beginnt für Muharrem Kutbay der Arbeitstag – oder besser gesagt die Arbeitsnacht. Denn der Teamleiter in der Reinigung arbeitet von 20 Uhr abends bis 4 Uhr morgens.
Als er vor 25 Jahren die Stelle bei Gastro Star, heute Eisberg, annahm, ging für ihn ein Wunsch in Erfüllung. «Vorher habe ich in einem Bahnhofsrestaurant gearbeitet und musste morgens um fünf Uhr anfangen», erzählt er. «Das frühe Aufstehen war für mich vor allem im Winter sehr schwierig. Schon damals habe ich immer gesagt: Bei meinem nächsten Job arbeite ich in der Nacht.»
Hygienische Sauberkeit nach Plan
Also beginnt er um 20 Uhr mit seinem Team, die Linien für die Salatherstellung zu reinigen. Von der Vorbereitung der Anlagen, zu der auch die Demontage einzelner Teile gehört, über das Vorspülen und Einschäumen bis zum Nachspülen folgt alles einem festgelegten
Plan. Manche Teile müssen auch per Hand gereinigt werden, um hartnäckige Salatreste zu entfernen. Zudem gibt es im Laufe der Arbeitswoche verschiedene Programme mit verschiedenen Reinigungsverfahren, damit alles immer hygienisch sauber ist.
«Meine Aufgabe als Teamleiter ist unter anderem, die Wochenpläne für die Reinigung sowie die Einsatzpläne für die Mitarbeitenden zu erstellen», sagt Muharrem. «Während der Schicht gehe ich zudem Kontrollrunden, kümmere mich um Probleme, zum Beispiel mit den Schaumgeräten, und mache die Schlusskontrolle.»
Das rund 20-köpfige Reinigungsteam in Dällikon ist von montags bis samstags jede Nacht im Einsatz. Muharrem nimmt meistens mittwochs seinen freien Tag. Dann schläft er in der Nacht und ist tagsüber wach. Probleme, an den freien Tagen oder in den Ferien den Rhythmus umzustellen, hat er nicht.
Auch insgesamt sind ihm die Nachtschichten von Beginn an nicht schwergefallen. Für seine Frau dagegen war es anfangs eine grosse Umstellung. Er konnte sie aber schnell vonden Vorteilen überzeugen. Denn er hat tagsüber viel Zeit für die Familie. So passte er zumBeispiel in den ersten Jahren vormittags auf die gemeinsame Tochter auf, während seine Frau bei der Arbeit war.
Seit 25 Jahren mit Spass bei der Sache
Inzwischen ist seine Tochter erwachsen, und er kann sich nach einer ausgiebigen Dusche morgens direkt hinlegen. «Ich schlafe dann wie ein Baby», berichtet er. «Gegen elf Uhr bin ich wieder wach und habe Zeit für meine Familie oder um Sport zu machen. Im Sommertrainiere ich zweimal pro Woche mit meinem Fussballverein, und am Samstag haben wir oft Spiele. »Auch nach 25 Jahren sagt Muharrem Mit Überzeugung, dass er seine Arbeit sehr gern macht. Dazu trägt auch die gute Stimmung im Team bei. In die Spässe unter den Kollegen ist– man ahnt es – hin und wieder auch ein Wasserschlauch involviert.

Mario Krpan
Mario Krpan ist einer derjenigen, die dafür sorgen, dass die Convenience Shops von Coop, die Coop-Pronto-Filialen, ihren Kundinnen und Kunden schon morgens früh Freshly Made Sandwiches von Hilcona anbieten können. Frisch belegt werden die Brote am Hilcona-Standort in Orbe. Von dort gelangen sie abends an das Verteilzentrum in Dällikon, von wo sie in die Region Zürich ausgeliefert werden.
«Ich arbeite jetzt seit 2020 bei Hilcona, zunächst als temporärer Chauffeur», berichtet er. «Nach einem Jahr hat mich mein Chef gefragt, ob ich eine Festanstellung haben möchte, und da ich sehr zufrieden mit meiner Arbeit war, habe ich Ja gesagt.»
Ein glücklicher Zufall für ihn, denn kurz darauf brach die Covid-Pandemie aus. Während vielen anderen Menschen in seinem Umfeld gekündigt wurde oder diese in Kurzarbeit gehen mussten, lief die Belieferung mit den Sandwiches fast unvermindert weiter, und er musste nicht um seinen Job bangen.
Hochzufrieden mit Hilcona
Diese Sicherheit, der Spass an seiner Arbeit und der sehr herzliche Chef, der sich gut um das Team kümmert, machen für ihn den grossen Unterschied zu seinen Arbeitgebern in der Vergangenheit aus. «Früher habe ich öfter den Job gewechselt, aber jetzt bin ich mit meiner Arbeit so zufrieden, dass ich mir auch vorstellen kann, die nächsten 15 Jahre so weiterzumache», sagt er.
Gegen 20 Uhr trifft er im Betrieb in Dällikon ein und beginnt damit, seinen Sprinter zu beladen. Dabei muss er unter anderem darauf achten, dass die Kisten mit den Sandwichessicher gestapelt sind, damit sie während der Fahrt nicht umkippen. Für einen reibungslosen Ablauf sorgt ausserdem, die Kisten anhand des Tourplans in der richtigen Reihenfolge einzuladen.
Manchmal hat er bis zu seinem Feierabend morgens gegen fünf Uhr 30 Stopps. Da ist eine gute Tourplanung wichtig. Diese bereitet er oft schon am Nachmittag vor, wenn er die Liste mit den Details zu Filialen und Liefermengen erhält. Unterstützt wird er dabei von einer Software. Aber er kann die vorgeschlagene Strecke auch individuell anpassen. «Aus
meiner langjährigen Erfahrung weiss ich, dass zum Beispiel in Zürich gerade am Wochenende nachts noch viele Leute unterwegs sind», erläutert er. «Es ist also besser, die Filialen dort erst am Schluss meiner Schicht zu beliefern, wenn die meisten schon wieder zu Hause sind.»
Kaffeepausen braucht er nur selten
Anfangs war er sehr überrascht, wie leicht er sich an die Arbeit in der Nacht gewöhnen konnte und wie selten er zwischendurch einen Kaffee als Muntermacher benötigte. Für den Alltag mit seiner Frau bedeutet sie allerdings ein bisschen mehr Organisation und Planung. «Sie ist auch ein paar Mal mit mir gefahren, damit sie selbst erleben konnte, wie wichtig es
ist, dass ich nachts fit bin», berichtet er.
Je nachdem, wie die Schichten fallen, sehen sie sich am Nachmittag, nachdem er aufgestanden ist, oder morgens bevor er schlafen geht. Dann erzählt er ihr von seiner Nacht, und sie wundert sich regelmässig, wie man morgens schon so viel reden kann. Für einzelne freie Tage hat er festgestellt, dass es besser ist, den umgekehrten Nacht-Tag-Rhythmus beizubehalten. Das ist anders, wenn er mehrere Tage am Stück nicht arbeiten muss. Dann geht er tagsüber mit seiner Frau wandern oder abends ins Konzert.
Seinen «Feierabend» am Morgen verbringt er beispielsweise gern damit, Dokumentarfilme zu schauen, die Nachrichten des Tages oder ein Buch zu lesen. Dazu gibt es morgens um sieben auch schon mal ein halbes Glas Wein. Bei Mario ist eben alles umgekehrt.